Momentan wird mal wieder heftig debattiert, was erweiterte Lockerungen während des Corona-Shutdown angeht. Die Kanzlerin möchte vor dem 6. Mai keine Gespräche um mögliche und weitere Lockerungen führen, während ein paar Ministerpräsidenten schon am kommenden Donnerstag darüber entscheiden möchten. Einige Politiker und auch Experten fordern weitere Lockerungen. Ob teilweise Öffnung der Gastronomie, Schulen, Kitas, Spielplätze, Kirchen usw. es wird heftig diskutiert, allen voran einzelne Regierungsmitglieder und Ministerpräsidenten.
Auffällig ist, dass sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet diese Woche sehr zurückhält, nachdem es Kritik an der Kommunikation und dem Ruf nach weiteren Lockerungen gab. Dieses Vorpreschen einzelner und die teilweise Uneinheitlichkeit der Länder tut uns in dieser Krise nicht gut. Dadurch werden nicht nur falsche Hoffnungen geschürt, sondern den Menschen auch der Eindruck vermittelt, wir hätten schon alles überstanden. Seit Montag sind einzelne Geschäfte wieder geöffnet und was sieht man ? Jede Menge Autos an Baumärkten oder Einkaufsplätzen, als wenn nichts wäre.
Staatshilfen während des Corona-Shutdown
Erst diese Woche wurde beschlossen das Kurzarbeitergeld stufenweise für diejenigen zu erhöhen, deren Arbeitszeit um 50% reduziert ist. Ab dem 4. Monat des Bezuges auf 70%/77% und ab dem 7. Monat auf 80%/87% und das längstens bis Ende 2020. In der Gastronomie gilt ein ermäßigter Steuersatz von 7% bis Ende Juni 2021. Steuerliche Entlastungen gibt es auch für kleine und mittelständische Unternehmen um die Liquidität zu sichern. Das bedeutet konkret, absehbare Verluste für dieses Jahr mit Steuer-Vorauszahlungen aus dem vergangenen Jahr verrechnen zu dürfen. Diese zusätzlichen und Milliarden schweren Hilfspakete wurden geschnürt um die von Kurzarbeit betroffenen Menschen oder Betreiber in der Gastronomie finanziell noch mehr zu unterstützen.
Aber das reicht bei weitem nicht aus, denn viele Selbstständige stehen vor dem Aus und können sich keinen weiteren Monat mehr ohne Öffnung ihrer Lokale leisten. Das betrifft aber auch andere Bereiche, die von Veranstaltungen leben bzw. wo sonst reger Publikumsverkehr herrscht. Denn alle müssen weiter Miete, Personalkosten oder sonstige Kosten bezahlen.
Welche Entscheidung ist die Richtige ?
Die schwedische Regierung reagiert da völlig anders, als andere Länder. Zusammen mit dem obersten Epidemiologen Anders Tegnell und dem Epidemiologen Johan Giesecke der die Regierung berät, setzt man auf die Freiwilligkeit und die Vernunft der Bürger. Dadurch hofft man schon im Mai eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Durch die Genesenen soll sich das Virus dann nicht weiter ausbreiten können. Bei genauer Betrachtung der Zahlen kommt bis jetzt allerdings etwas anderes heraus, denn die sind im Vergleich schlechter. Andere Länder verlängern beispielsweise ihre verschärften Maßnahmen. In den USA kommt der „King“ mit völlig abstrusen Vorschlägen um die Ecke, dass selbst seine Gesundheitsberaterin am liebsten in den Boden versunken wäre.
Dafür gab es heftige Kritik, auch aus den eigenen Reihen. Die Rechtfertigung, dass es ja nur Sarkasmus gewesen sei oder er habe es einfach nur falsch verstanden, setzt dem die Krone auf. Wie können die Amerikaner nur so einen Menschen zum ihrem Präsidenten machen ? Viele haben gedacht er könne die Wirtschaft verbessern und was haben die jetzt davon ?
Kein Gesundheitssystem oder keines, was man sich leisten kann. 2,6 Millionen mehr Arbeitslose seit der Corona-Krise und die höchsten Zahlen an Toten.
Deutschland reagiert da etwas vorsichtiger aber der Ruf nach Normalität wird immer lauter. So schnell werden wir allerdings keine „Normalität“ wieder erreichen. Natürlich kommen die Menschen an ihre Grenzen des Erträglichen und in einigen Fällen ist das auch nachvollziehbar. Denn es herrscht auch eine gewisse Ungerechtigkeit, da einige Maßnahmen oder Lockerungen unterschiedlich von den Bundesländern gehandhabt werden.
Wer am Ende Recht hatte im Umgang mit dem Coronavirus wird sich erst viel später zeigen. Wie man sieht gibt es auch unter den Experten unterschiedliche Meinungen zur Vorgehensweise. Letztlich müssen sich die Politiker ein Urteil aus den Erkenntnissen und Ratschlägen bilden um zu entscheiden.
Persönliche Meinung zum Corona-Shutdown
Fakt ist aber auch wenn man zu früh lockert und Risiken eingeht wie Schweden, dann sind wir wieder ganz am Anfang und dann wird es noch härter werden als bisher. Darüber muss man sich einfach im klaren sein. Die Reproduktionsrate liegt weiterhin bei 0,9%, das heißt jeder Mensch steckt theoretisch einen weiteren an. Wenn diese Rate weiter nach oben geht anstatt zu fallen, dann könnte das unser Gesundheitssystem an die Grenze bringen. Sollten wir also eine zweite Welle bekommen, weil wir in der Krise den immer lauter werdenden Rufen nachgeben, dann müssen sich alle Ignoranten und Befürworter die Frage nach der Schuld gefallen lassen.
Ich glaube das möchte keiner, von daher sollte sich jeder einzelne überlegen was er fordert. Mit oder ohne erweiterte Lockerungen werden viele Pleite gehen, denn diejenigen die wieder öffnen konnten verzeichnen nur die Hälfte des Umsatzes den sie vor der Krise hatten. Und dadurch bedingt, denken auch einige darüber nach, wieder zu schließen und kein Personal, das sich in Kurzarbeit befindet, zurück zu holen, weil es sich einfach nicht lohnt.
Denn das Konsumverhalten hat sich zu mindestens im Moment verändert. Dieser Corona-Shutdown trifft unsere Wirtschaft so immens, das es schwer ist, die richtige Entscheidung zu treffen. Der maßgebende Faktor sind die Studien, die Fallzahlen und die Erkenntnisse aus den Lockerungen. Erst wenn wir einen Impfstoff entwickelt haben, der uns zur Verfügung steht, können wir wesentlich entspannter mit dieser Situation umgehen.
Wir sind auf einem guten Weg was das betrifft, daher muss die Kanzlerin weiterhin die Richtung angeben und für Ordnung sorgen, nicht nur bei den Debatten sondern auch bei der Kommunikation. Denn wir alle wollen schließlich gesund bleiben und irgendwann wieder ein einigermaßen normales Leben führen können nach dem Corona-Shutdown.